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Eine Notstation erzählt…..

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Als Notstation, und oft auch als Züchter, erlebt man immer wieder unglaubliche Schicksale. Maria erzählt uns heute von einer Geschichte, die sie gerade erlebte. Zur Info vorweg, es wird erwähnt, dass die Tiere um die es sich handelt, schimmeltiere seien. Die, die sich damit nicht auskennen, können hier nachlesen, was es damit auf sich hat.

Nun überlasse ich Maria das “Wort”:

Im November kontaktierte mich eine junge Frau, die ein Meerschwein-Weibchen abgeben wollte. Es stellte sich heraus, dass sie kurz zuvor zwei Meerschweinchen über ein Kleinanzeigen-Portal für ihre kleine Tochter gekauft hatte, angeblich zwei 3-Monate alte Böcke. 2 Monate später brachte der eine vermeintliche „Bock“ jedoch 4 Babys zur Welt, sehr zum Schreck der neuen Besitzer.

Nach ihrer Aussage trennten sie dann den Bock von den Weibchen mit den Babys „direkt nach der Geburt“… Als ich zu Hilfe gerufen wurde, waren die Jungtiere nun schon 5 Wochen alt, 4 kleine Böcke, und saßen weiterhin bei der Mutter. Nun sollte die Mutter vermittelt werden, die 4 kleinen Böcke wollten sie behalten.

Es stellten sich direkt mehrere Probleme:

1. Die Kleinen waren bereits in einem gefährlichen Alter, was die Zeugungsfähigkeit betrifft, konnten also ihre Mutter bereits gedeckt haben oder es demnächst versuchen.

2. Ich konnte nicht sicher sein, dass der Bock rechtzeitig nach der Geburt von dem Weibchen getrennt worden war- wenige Stunden danach könnte zu spät gewesen sein.

3. 4 kleine Baby-Böckchen im gleichen Alter unkastriert und ohne erwachsenes Erziehertier zusammenzuhalten war eine absolut nicht artgerechte und zudem riskante Idee, da sich gleichaltrige Böcke in der Pubertät zerstreiten können und ein erwachsenes Tier fehlt, was den Kleinen Sozialverhalten und Benimmregeln beibringen könnte.

Als ich dort eintraf, um mir die Lage vor Ort anzuschauen, war der Bock leider aber schon weggeben worden. Die Situation war schlimmer als erwartet:

Auf den ersten Blick war erkennbar, dass es sich bei der Mutter und den Jungtieren um Schimmel handelte, alle 5 waren in einem sehr schlechten Zustand. Die 4 Jungtiere waren sehr aggressiv und gingen mit ihren zarten 5 Wochen mit Zähne-klappern aufeinander los und jagten besonders einen ihrer Brüder ständig herum. Die Jungs bedrängten ihre Mutter und es war eine sehr angespannte Atmosphäre unter den Tieren.

An dem sehr schlechten Zustand ihres Fells konnte ich direkt Milbenbefall und Pilz erkennen und sowohl die Mutter, als auch die Jungtiere waren sehr klein und zu dünn.

Da der Vater-Bock nun nicht mehr als Erzieher für die kleinen Böcke zur Verfügung stand, machte ich der Familie klar, dass ihr Plan so nicht funktionieren konnte. Ich zeigte der Familie, wie aggressiv sich die Tiere benahmen, welchen schlimmen Milben- und Pilzbefall die Tiere alle hatten und welchen Stress die jetzige Haltung für alle Tiere bedeutete.

Mein Lösungsvorschlag sah folgendes als Bedingung vor:

1. Alle Tiere werden sofort dem Tierarzt vorgestellt und behandelt

2. Alle kleinen Böcke werden kastriert

3. Es zieht ein Erzieher-Kastrat dazu

4. Die Haltung wird verbessert, bzw. deutlich vergrößert, um eine solche Jungs-Gruppe halten zu können.

Ich machte sehr deutlich, dass ich gerade um den Kleinsten des Wurfes extrem besorgt sei, da er viel zu klein und zu dünn war, den schlimmsten Milben- und Pilzbefall hatte und dazu noch gemobbt wurde von seinen Brüdern. Der am zweitschlimmsten betroffene der Jungtiere fiel mir ebenfalls auf wegen seinem extrem schlechten Zustand und seiner auffälligen Aggressivität den anderen gegenüber. Für ein Tier mit einem so auffällig schlechten Sozialverhalten sah ich keine gute Zukunft in einer Jungsgruppe.

Mit viel Tränen bei dem kleinen Mädchen, aber einer zum Glück einsichtigen Mutter, einigten wir uns darauf, dass ich die Mutter und die zwei besonders schlimm betroffenen Jungtiere mitnehme und die beiden anderen unter oben genannten Bedingungen verbleiben dürfen.

Hier wurden die drei sofort behandelt- die Kleinen hatten praktisch keine Stelle Haut, die nicht befallen war, überall kahle, blutende oder verschorfte Stellen. Die Mutter hatte eine sehr große blutende Milbenstelle am Rücken. Der Juckreiz aller drei war furchtbar. Ich musste abwägen, ob ich das Risiko eingehe, die Mutter auch zu behandeln und dabei sie zu stabilisieren, aber ihre mögliche erneute Trächtigkeit zu gefährden. Wegen ihrem schlechten Allgemeinzustand entschied ich mich schweren Herzens dafür.

Sie, eine wunderschöne Buff-Schimmel-Dame, wurde Nola getauft, ihr Kleinster Nino und der zweite Sohn Nelio. Nino war so schwach und wog so wenig, dass ich ihn mit Heilnahrung päppelte. Nelio war besser dran, litt nur sehr unter seinem Juckreiz. Beide wurden unter die Fittiche von meinem sehr sozialen Kastraten genommen, der sie liebevoll und konsequent erzog. Das aggressive und aufdringliche Verhalten von Nelio verbesserte sich zusehends.

Nola zog in eine meiner Gruppen und zeigte sich dort zunächst völlig unsozial und verängstigt den Kastraten gegenüber, lernte aber schnell vom Sozialverhalten der Gruppe.

Nachdem es Nelio und Nino besser ging, wurde Nelio kastriert, was wegen ihrem Entwicklungsrückstand sogar noch eine Frühkastration trotz seines Alters wurde. Nino war weiterhin noch so klein, dass ich ihn zunächst weiter stabilisieren wollte. Er erreichte erst mit 8 Wochen ein Gewicht von 300g und überstand die Frühkastration, wenn auch mit Kreislaufschwierigkeiten.

Nola war leider deutlich wieder trächtig, sie musste direkt nach ihrem Wurf erneut gedeckt worden sein. Ich machte mir große Sorgen um sie, da sie viel zu dünn war. Sie bekam auch Spezial-Päppelnahrung und ich hoffte, dass sie genug Energie sammeln konnte.

Nelio und Nino entwickelten sich sehr gut und durften in die große Mischgruppe umziehen, wo sie von allen gut erzogen wurden. Nola brachte ihren nächsten Wurf komplikationslos auf die Welt.

Leider waren die zwei Babys aus diesem Wurf jedoch sehr schwach und wackelig auf den Beinchen. Ihre Gewichte waren in Ordnung, aber ihre Proportionen und ihre Motorik erinnerten an Frühgeborene. Sie liefen nicht herum und verließen auch die nächsten 3 Tage nicht ihren Geburtsplatz. Wenn Nestflüchter nicht aus ihrem Nest flüchten, bedeutet das nichts Gutes. Ich machte mir kaum Hoffnungen, versuchte aber alles, um die Kleinen zu stabilisieren. Sie tranken gut, waren aber weiter zu schwach, daher päppelte ich sie zusätzlich.

Endlich machten sie ihre ersten wackeligen Schritte, was für ein Glück.. erst nach einer Woche probierten sie vorsichtig mitzufressen, alles in ihrer Entwicklung verlief sehr verzögert.

Nola kümmerte sich aber rührend und die Kleinen machten langsam aber stetig Fortschritte. Der Baby-Bock wurde Nanouk getauft, seine Schwester Narnia.

Nun sind die Jungs aus dem ersten Wurf schon 3 Monate alt. Nelio lebt nun mit seiner kleinen Schwester Narnia und einem älteren Weibchen in einer netten Gruppe. Nino lebt noch bei mir, genau wie Nanouk und Nola. Nola wird für immer hier bleiben. Sie hat lange gesäugt und braucht körperlich noch viel Zeit, um sich zu erholen. Nanouk wird nun frühkastriert und entwickelt sich langsam, aber gut.

Dieser Notfall hat mich die letzten Monate sehr beschäftigt und war emotional wirklich belastend. Letztlich geht es jetzt allen Tieren gut, aber der Weg dorthin war hart..

Meerschweinchen Mutter

Mutter Nola

kleines Meerschweinchen

Nino

Meerschweinchen Gehege

Nelio

Meerschweinchen

Narnia und Nanouk

Die beiden Jungs, Nino und Nanouk, suchen für die Zukunft noch ein neues Zuhause, derzeit leben sie bei Maria in Baesweiler. Wer Interesse oder Fragen hat, meldet sich bitte direkt bei Maria: mariajonas@gmx.de

Hast Du auch eine Geschichte erlebt mit Nagern oder Kaninchen in Not? Dann schick uns die Geschichte plus Fotos: lotta@happy-nager.de


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